Paddeln durch Natura-2000-Gebiete zwischen Nürnberg und Erlangen
Dass Kanusport und Naturschutz zusammenpassen, zeigen die Kanusportler des NaturFreunde-Bezirks Mittelfranken mit ihrem neuen Natura Trail „Pegnitz–Regnitz“. Natura Trails sind Tourenvorschläge der NaturFreunde, die durch das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 führen und für die Naturschätze „vor der eigenen Haustür“ werben. Mehr als 100 Trails gibt es bereits in Deutschland, Kanutrails bisher aber nur am Bodensee.
Diese vierstündige Paddeltour vom Nürnberger Naturfreundehaus Fuchsloch (N 27) zum Naturfreundehaus in Erlangen (N 31) führt mitten durch die Sandachse Franken. So wird ein ehemaliges Naturschutzprojekt genannt, das die während der letzten Eiszeit entstandenen Sandlebensräume entlang der Flüsse Rednitz, Pegnitz und Regnitz zu einem Biotopverbund vernetzen wollte. Denn diese Lebensräume, zum Beispiel Binnendünen, Sandbänke oder Steilufer, sind heiß, trocken und nährstoffarm. Pflanzen und Tiere haben spezielle Strategien entwickelt, um hier überleben zu können. Allerdings wurden durch Sandabbau und extensive Landwirtschaft schon 99 Prozent der ursprünglichen Sandlebensräume zerstört.
Mehr als 200 Wasserräder bewässerten früher die an den Flüssen gelegenen Wiesen, sodass diese trotz des sandigen Bodens üppig wachsen konnten. Noch heute zeugen einige Wasserräder von dieser „menschlichen Überlebensstrategie“, die meisten aber wurden aufgegeben. Deshalb Vorsicht: Deren Pfosten liegen oft knapp unterhalb der Wasseroberfläche und können Boote zum Kentern bringen. Meist aber ist die Flussmitte problemlos befahrbar.
Vorsicht: Kentergefahr an Wasserrädern
Die Paddeltour ist geprägt von langsam fließendem Zahmwasser und auch für Faltboote geeignet. Zwar müssen die Boote an einigen Stellen um Wehre getragen werden und auch die steile Böschung in der Nähe des Naturfreundehauses Fuchsloch ist nicht ganz unproblematisch. Aber sofort nach dem Einsetzen trägt einen die leichte Strömung mitten in die Natur.
Sandige Ufer wechseln sich jetzt ab mit bewachsenen Streifen, in denen sich Wasservögel mit ihren Jungen verbergen können. Paddler sollten sich ruhig verhalten, um zum Beispiel den Flussuferläufer nicht zu verschrecken. Denn auch dessen Population leidet unter Sandabbau, Flussregulierungen und Staumaßnahmen, seine Brutplätze liegen meist auf Kiesbänken. Wer sich ruhig verhält, sieht vielleicht auch einen Eisvogel, der schon an steilen Abbruchkanten des Flusses beobachtet werden konnte. Und dann kann man beim Paddeln noch Störche entdecken, denn die Erlanger Regnitzauen gelten geradezu als Storchen-Eldorado.
Zwar wird das Erlanger Naturfreundehaus, wunderbar auf einer Regnitzinsel gelegen, gerade umgebaut, doch die am Haus liegende Wiese bietet sich zum Zelten an. NaturFreunde-Gruppen, die den neuen Natura Trail befahren wollen, sei zum einen das Faltblatt ans Herz gelegt, dass die Tour genau beschreibt und auch Kulturtipps enthält. Und zum anderen freuen sich die Kanusportler in Mittelfranken immer über neue Kontakte und geben gerne Tipps für weitere Touren in der Umgebung.
Siegfried Kumpf, NaturFreunde Erlangen
Dieser Artikel erschien zuerst in NATURFREUNDiN 3-2014.