Das gesellschaftliche Naturverständnis bei Friedrich Engels und seine Auswirkung auf das Naturverständnis der NaturFreunde

Eine Diskussionsveranstaltung anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Engels

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„Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.“ (Friedrich Engels, Dialektik der Natur)

Anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Engels führen die NaturFreunde am 1. Dezember 2020 eine Diskussionsveranstaltung zu seinem gesellschaftlichen Naturverständnis durch und prüfen, ob seine Theorie für die heutige Zeit noch aktuell ist. Die Geschichte der NaturFreunde ist geprägt vom Kampf gegen die Ausbeutung des Menschen und gegen die Ausbeutung der Natur. Die Zerstörung der Natur ist ein Angriff auf die Menschheit selbst, insbesondere auf die Lebensbedingungen künftiger Generationen. Als Organisation, die in der Arbeiter*innenbewegung gegründet wurde, hat das gesellschaftliche Naturverständnis von Friedrich Engels die NaturFreunde intensiv beeinflusst. Seine Werke, wie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ aus dem Jahr 1842 oder die „Dialektik der Natur“, haben das Natur- und Gesellschaftsverständnis vieler NaturFreund*innen bis heute mitgeprägt.

Bereits 1842 schrieb Engels über die Auswirkungen des Kapitalismus in „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“: „Eine Unmasse Unrat, Abfall und ekelhafter Kot liegt zwischen stehenden Lachen überall herum, die Atmosphäre ist durch die Ausdünstungen derselben verpestet und durch den Rauch von einem Dutzend Fabrikschornsteinen verfinstert und schwer gemacht.“ Später zeigte er in seinem Werk „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ die Bedingung für eine freie Gesellschaft auf, in der eine „Versöhnung der Menschheit mit der Natur und mit sich selbst“ möglich wird.

Zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels wollen die NaturFreunde Deutschlands diesen großen Denker und politischen Akteur würdigen. In den Vorträgen wird das Naturverständnis von Friedrich Engels und seine Wirkung bis in die aktuellen Debatten der Natur- und Umweltbewegung beleuchtet. Die NaturFreunde haben, ganz im Sinne von Friedrich Engels, die Natur und den Menschen nicht isoliert betrachtet, haben nicht Natur gegen Gesellschaft gestellt, sondern für ein gesellschaftliches Naturverständnis geworben. Bis heute gilt es, diese Debatte in der Umweltbewegung zu führen und für eine gesellschaftliche Transformation zu werben, die ökologische, friedenspolitische und sozialpolitische Fragen, als Gesamtzusammenhang begreift.

Marx und Engels befassten sich in ihren Schriften nicht nur mit der Arbeiter*innenklasse und der Politökonomie, sondern lasen die Schriften des Biologen Darwin und des Chemikers von Liebig, setzten sich mit ihnen auseinander und entwickelten wichtige Kritiken an beiden. So trugen sie bereits im 19. Jahrhundert dazu bei, dass eine ganzheitliche Sicht auf die Gesellschaft und Ökonomie entwickelt wurde, die ausdrücklich die Folgen der kapitalistischen Gewinnmaximierung auf die Natur aufzeigt.

Stefan Kühners Vortrag gibt einen kurzen Einblick in die Gedanken von Marx und Engels und zeigt den Zusammenhang von Natur und Arbeit in ihren Schriften auf.

Michael Müller zeigt in seinem Vortrag Möglichkeiten für eine gesellschaftliche Transformation auf und entwickelt ein gesamtgesellschaftliches ökologisches Verständnis von Natur, Gesellschaft und Ökonomie. Er wirbt für eine sozial-ökologische Transformation, die das Friedensthema als wichtigen Bestandteil aufgreift und in die aktuelle Debatte einbringt.

Der Online-Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe "Treffpunkt i" statt.

Referenten
Michael Müller - Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, Mitherausgeber Jahrbuch Ökologie 2021 „Ökologie und Heimat, Gutes Leben für alle oder die Rückkehr der braunen Naturschützer?“
Stefan Kühner - Informatiker, Gewerkschafter, Mitglied der NaturFreunde Karlsruhe, Mitglied im Vorstand der Marx-Engels-Stiftung