Angesichts der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet warnt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, vor dem Bau von Atomkraftwerken in der Türkei:
Die Türkei ist ein Erdbebenland. Allein im 20. Jahrhundert gab es dort 111 Erdbeben mit einem Wert von über 5 auf der Richterskala. Entlang der nordanatolischen Verwerfung traten die meisten der jüngeren Beben auf. In den letzten 50 Jahren gab es hier vier der tödlichsten Erdbeben. Das aktuelle Beben fand hingegen an der ostanatolischen Verwerfung statt, wo die anatolische und die arabische Platte aufeinanderstoßen und es ebenfalls immer wieder zu besonders schweren Beben kommt. Beim aktuellen Erdbeben wurde etwa 250-mal mehr Energie freigesetzt als beim Erdbeben im mittelitalienischen Amatrice im August 2016.
Trotz dieser riskanten Geologie will das türkische Präsidialamt an drei riskanten Standorten in der Türkei Atomkraftwerke bauen:
- In Akkuyu, gebaut und betrieben von einem russischen Unternehmen. Der Ort befindet sich in der Nähe eines Tiefpunktes mehrerer tektonischer Platten. Im Juli 1998 kam es in Akkuyu zu einem Erdbeben der Stärke 6,3 auf der Richterskala. Dort geht es um vier Reaktoren mit einer Leistung von je 1.200 MW.
- In Sinop, wo die japanische Firma Mitsubishi in Zusammenarbeit mit der französischen Areva vier Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 4.800 MW bauen sollte. Allerdings zogen sich die japanischen Firmen wegen steigender Kosten aus dem Projekt zurück.
- Im türkischen Teil von Thrakien.
Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundesregierung auf, schwere Bedenken gegen die AKW-Vorhaben der türkischen Regierung vorzutragen, auch in der türkischen Öffentlichkeit. Ebenso ist eine entsprechende Note der EU-Kommission gegenüber Ankara angebracht.
In Erdbebenländern darf schon gar kein Atomkraftwerk gebaut werden. Der GAU von Fukushima hat schmerzlich gezeigt, welche Gewalt Erdbeben haben. Die Menschheit muss endlich daraus lernen.