Warum das Pflanzen und Pflegen von Bäumen praktizierter Klimaschutz ist
„Einen Baum zu pflanzen ist die eine Sache“, sagte Wangari Maathai. Die Kenianerin wurde für ihr Lebenswerk als erste Frau Afrikas mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. „Das Überleben des Baumes zu sichern ist eine Andere.“ Wangari Maathai hatte gemeinsam mit einer Handvoll anderer Frauen 1977 angefangen, in ihrer Heimat Bäume zu pflanzen. Bald wurde eine ganze Bewegung daraus, die sich „Green Belt Movement“ (Grüner-Gürtel-Bewegung) nennt. „Mit dem Pflanzen beginnt das Leben erst“, sagte Maathai. „Du musst dich um den Baum auch kümmern! Wer einen Baum pflanzt und sich um ihn kümmert, der wird die Natur wieder entdecken“.
Der persönliche Baum und dessen Pflege ist praktizierter Klimaschutz: Denn Kohlendioxid lässt sich einsperren, zum Beispiel im Holz. Der Fotosynthese sei Dank. Mit dem Chlorophyll in ihren Blättern fangen Grünpflanzen das Sonnenlicht auf und wandeln mit dieser Energie Kohlendioxid und Wasser um in Sauerstoff und Glukose. Aus diesem Traubenzucker bauen die Bäume ihre Stämme. Bäume sind so gigantische Kohlendioxid-Vernichter.
Unter fachmännischer Leitung von Harald Denzer und mit tatkräftiger Hilfe der jungen Paddlerinnen und Paddler war das Pflanzloch schnell ausgehoben und der Baum fand seinen neuen Standort am Ufer der Regnitz. Natürlich wurde auch an einen Verbissschutz gedacht. Ganz in der Nähe hat nämlich auch ein Biber sein Domizil.
Den richtigen Standort finden
Allerdings ist es gar nicht so einfach, einen Baum zu pflanzen. Wer kein eigenes Grundstück besitzt, kann schließlich nicht einfach ein Loch im Stadtpark ausheben oder eine Buche in den Fichtenwald setzen. Einen Baum zu pflanzen, vor seiner Haustür, am Straßenrand, im Stadtpark, das ist nach deutscher Rechtslage nicht erlaubt. Auch wer ein eigenes Grundstück hat, muss sich das Pflanzen gut überlegen: Bäume helfen dem Klima nur, wenn sie der Atmosphäre dauerhaft Treibhausgase entziehen – also wachsen und damit Platz und Licht beanspruchen. Daraus folgt natürlich, dass sich der Baum und der richtige Standort finden müssen. Licht, Luft und Boden müssen zum Baum, aber auch zum ausgedachten Standort passen.
Experten empfehlen, den Baum im Herbst zu pflanzen, am besten im September oder Oktober. So kann der junge Baum noch vor dem Winter neue Wurzeln bilden. Besonders junge Bäume sollten aber erst im Frühjahr gesetzt werden: Sie sind häufig frostanfällig und noch nicht „angekommen“, wenn die ersten Minusgrade Einzug halten. Das Pflanzloch sollte doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen sein, drei wenigstens zwei Meter hohe Holzpfähle sind hilfreich, um dem Setzling in den ersten Monaten Schutz gegen Sturm zu bieten.
Mancherorts reicht es für das Baumpflanzen aber noch nicht einmal aus, Grundbesitzer zu sein: Die Kommunen nämlich erlassen Grünordnungspläne, die vorschreiben, wo Natur erlaubt ist und wo nicht. Auf dem flachen Land braucht man für das Bäumepflanzen eine „Aufforstungsgenehmigung“ – könnte ja sein, dass aus einem Acker ein Wald wird. „Die Regierung muss etwas tun“, fordert deshalb die Waldexpertin Christine Fürst, Bodenkundlerin an der Universität Dresden. Bund, Länder und Kommunen könnten Flächen für Bürgerwälder ausweisen. „Damit jeder Deutsche einen Baum pflanzen kann, braucht man 2.000 Quadratkilometer Fläche“, rechnet Fürst vor. Das ist ungefähr die Fläche des Nationalparks Bayerischer Wald.
Das Bergwaldprojekt
Bis zur Realisierung dieser Bürgerwälder können sich Menschen ohne Grundbesitz anderweitig forstlich engagieren. Das sogenannte Bergwaldprojekt zum Beispiel bietet forstlichen Laien freiwillige Arbeitseinsätze, bei dem auch Bäume gepflanzt werden. Ähnlich funktioniert die Aktion „Plant for the Planet“ – für den Planeten pflanzen. Die dahinter stehende Jugendorganisation hat weltweit bereits mehr als 14 Milliarden Bäume gepflanzt. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Baumpflanz-Datenbank: Wikiwoods aus Berlin ist als Plattform angelegt und will verschiedene Akteure zusammenbringen, um Baumpflanz-Projekte zu realisieren.
Baumschulen und Baumstiftungen
Interessant sind auch die Baumschulen und Aufforstungsprojekte afrikanischer NaturFreunde-Organisationen. „CASE Togo“ zum Beispiel betreibt Baumschulen, in denen Schüler an das Pflanzen und Pflegen heimischer Baumarten herangeführt werden. Jedes Jahr werden so Tausende von Setzlingen ausgepflanzt. 300 Euro kostet die Einrichtung einer Baumschule. Diese Summe wird immer wieder von deutschen NaturFreunden gespendet. Mittlerweile haben die togoischen NaturFreunde auch ein 40-Hektar-Aufforstungs-Projekt übernommen, bei dem weitere 60.000 Bäume gepflanzt werden sollen.
Wer will, dass der finanzierte Baum in seiner Umgebung wächst und gedeiht, kann sich auch an seine Kommune wenden: In Dresden beispielsweise gibt es den Fonds „Stadtgrün“, der sich Pflanzung und Pflege des Straßenbaumbestandes auf die Fahnen geschrieben hat. In Köln kann man über die „Grün Stiftung“ Bäume pflanzen (lassen); „Mein Baum für Magdeburg“ kostet 250 Euro. „Wir sind die Generation, die es noch schaffen kann, den Klimawandel aufzuhalten“, sagte die Kenianerin Wangari Maathai. „Wir müssen nur endlich damit anfangen! Jeder Mensch auf dieser Welt kann zeigen, dass sich der Klimaschutz nicht nur auf Gipfeltreffen abspielt: indem er einen Baum pflanzt.“
Nick Reimer
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 4-2015.