Vegan ist Trend

Tier- und Umweltschutz auf dem Teller

Grafik zum Treibhauseffekt verschiedener Ernährungsweisen pro Kopf und Jahr
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Kein Fleisch, kein Fisch, keine Milch und keine Eier: Petra Geisler, Hausleiterin des Naturfreundehauses Nagold, hat es ausprobiert und sich zwei Wochen lang vegan ernährt.

Noch vor ein paar Jahren wäre der Verzicht auf Käse, Kuchen oder Sonntagsbraten für Petra undenkbar gewesen. Die Idee, sich zwei Wochen nicht nur fleischlos – vegetarisch – sondern rein pflanzlich – vegan – zu ernähren, kam Petra durch ihr Umfeld. Aus gesundheitlichen Gründen hatten Bekannte ihre Ernährung auf tierfreie Kost umgestellt. Auch der Trend zum Veganen hatte Petra Geisler neugierig gemacht: vegane Cafés, vegane Restaurants und vegane Mode.

„Die Umstellung war anfangs nicht leicht“, erzählt Petra. Pflanzliche Margarine statt Butter, Soja- statt Kuhmilch, sogar beim Brot müssen die Inhaltsstoffe genau geprüft werden, bevor es in den Einkaufskorb wandert. Brot wird zuweilen mit Honig oder Butter gebacken, also mit Tierprodukten. Zum Glück gibt es einen kleinen Bio-Supermarkt in ihrer Nähe. Dort hat sie kompetente Beratung und viele alternative Ersatzprodukte für Fleisch gefunden: zum Beispiel Tofu, Seitan oder Tempeh. Zudem gibt es zahlreiche Internetseiten mit Tipps und Rezepten zur veganen Küche. Kürbis-Paprika-Gemüse mit Quinoa ist ihr neues Lieblingsgericht und auch veganes Backen und Grillen funktioniert mit ein paar Tricks wunderbar. „Wenn man dann noch bedenkt, dass die Umwelt weniger belastet und die Massentierhaltung reduziert wird – dann steigt die Motivation durchzuhalten“, sagt die 52-Jährige.

Die rein pflanzliche Ernährung schreckt längst nicht mehr ab: Vegane Kochbücher sind Bestseller, in vielen Städten eröffnen vegane Restaurants und auch in der Gemeinschaftsgastronomie findet die vegane Küche Einzug. Die Zahl an Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig zugenommen. Für Deutschland geht der Vegetarierbund von aktuell rund sieben Millionen Vegetariern und 800.000 Veganern aus. Für einen vegetarischen oder veganen Lebensstil sprechen ja auch gute Argumente: Die Viehzucht ist für 18 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die Tierhaltung ist meist nicht artgerecht und benötigt einen hohen Antibiotikaeinsatz und Zivilisationskrankheiten nehmen durch den Fleischkonsum zu. Auch ist das Angebot an veganen Lebensmitteln vielfältiger, als viele denken. Mittlerweile gibt es für fast alle Gerichte pflanzliche Ersatzprodukte: Tierfreie Würstchen oder Parmesan aus Milchersatz werden nicht nur aus ökologischen oder ethischen Gründen gegessen, sondern sind einfach gesünder.

Und was bleibt Petra von den „veganen Tagen“? Viel mehr, als die Mutter einer Tochter erwartet hatte. Ganz auf Eier, Fleisch & Co will sie aber nicht verzichten. „Ich esse weniger Milchprodukte und Fleisch“, sagt sie, „aber vor allem bewusster und gesünder. Und nebenbei habe ich ein Kilo abgenommen.“

Carola Bass
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 3-2014.

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