Warum 25.000 Menschen in Frankfurt für eine sofortige Verkehrswende protestierten

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Mehr als 25.000 Menschen haben heute in Frankfurt für eine sofortige Verkehrswende und den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor protestiert. Vor den Toren der Internationalen Automobilausstellung (IAA) trafen ein Demonstrationszug mit einer Radsternfahrt zusammen, an der sich allein 18.000 Radfahrer*innen beteiligten und damit den bisher größten Fahrrad-Protest im Rhein-Main-Gebiet bildeten.

Lässt sich die hohe Beteiligung vielleicht durch den Dieselskandal erklären, der juristisch und politisch immer noch nicht aufgearbeitet ist? Oder durch den immer größeren Druck der FridayForFuture-Proteste? Oder durch den schrecklichen SUV-Unfall in Berlin mit vier toten Passanten? Oder der Ausladung des autokritischen Frankfurter Oberbürgermeisters von der IAA? Oder der missglückten Umarmungsstrategie des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) an die Organisatoren der IAA-Demo, die zwar zu einem öffentlichen Gespräch im Vorfeld der IAA geführt hatte, dabei aber auch das teilweise schon skurrile Selbstverständnis der Autoindustrie in der Klimakrise offenbarte (sehen Sie hier die qualitativ hervorragende Aufzeichnung des Gesprächs).

So oder so: Obwohl die Autoindustrie massiv in der Kritik steht, feiert sie ihre immer größeren Autos mit immer mehr PS und immer höheren Verbräuchen auf der IAA in Frankfurt – und immer größere Teile der Bevölkerung wollen das einfach nicht mehr hinnehmen. Genausowenig wie die autofixierte Verkehrspolitik der Bundesregierung:

"Wir sind auch hier, weil wir nicht nur die Autoindustrie anklagen, sondern auch die Politik, die in dem Milliardenspiel mitmacht. Sie hat die Ideologie der autogerechten Stadt zugelassen und ist ihr gefolgt. Und sie hat die Bahn geknebelt, die Modernisierung der öffentlichen Verkehrssysteme verschlafen, im ländlichen Raum Strecken gestrichen und Fahrpläne ausgedünnt."
Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands und Auftaktredner der Abschlusskundgebung der IAA-Demo

Mit einer echten Verkehrswende könnte es ganz anders aussehen: Spielplätze statt Parkplätze, Flaniermeilen statt Blechlawinen, sicheres Radfahren, entspanntes Reisen mit Bus und Bahn, saubere Luft statt krankmachende Abgase – und natürlich eine grundlegende Weichenstellung für einen viel klimafreundlicheren Verkehr. Denn der deutsche Verkehrssektor ist maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Klimakrise immer weiter verschärft, weil er seine Kohlendioxid-Emissionen nicht senken kann – oder will und stattdessen lieber Profit mit dreckigen Spritschleudern macht.

"Wer das Klima retten will, muss den automobilen Wahn beenden und sich für einen flächendeckenden Ausbau des öffentlichen Personen- und Güterverkehrs einsetzen."
Uwe Hiksch, Vorstandsmitglied der NaturFreunde Deutschlands

Am 20. September will das Klimakabinett der Bundesregierung sein Maßnahmenpaket für den Klimaschutz vorlegen. Jetzt muss die Regierung liefern und den Rahmen setzen für eine Wende weg von der autofixierten Verkehrspolitik und hin zu klimafreundlichen, sauberen und lebenswerten Städten. 

Das Bündnis, das die #Aussteigen-Proteste organisiert hat, fordert:

  • Sofortiger Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor
  • Klimaneutraler Verkehr bis 2035
  • Ein starkes Klimaschutzgesetz bis Ende 2019, das das Erreichen des 1,5 Grad Zieles sicherstellt
  • Vorrang für Fuß- und Radverkehr und massiver Ausbau von Bus und Bahn
  • Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf Autobahnen, 80 km/h außerorts und 30 km/h innerorts
  • Effiziente Elektromobilität statt dicker E-SUVs
  • Saubere Luft in unseren Städten

Im #aussteigen-Bündnis engagieren sich ADFC, BUND, Campact, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, VCD und die NaturFreunde Deutschlands – die NaturFreunde wie so oft schon in vergleichbaren Bündnissen als Anmelder der Demonstration, Gastgeber des Organisationsbüros, Spendenstelle sowieVerantwortliche im Sinne des Presserechts für die die Bündnis-Internetseite.

Weitere Bilder

Galerie IAA Demo Verkehrswende

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