Ein Erfolgsmodell – das NaturFreunde-Sommercamp

Zurück in Lienz

NaturFreunde Sommercamp 2016
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„Guck mal. Noch 'ne Schokolade!" Ella und Luise sind auf Beutetour. Händchen haltend ziehen die Mädchen von Zelt zu Zelt, um Süßigkeiten abzustauben. Die Beiden haben sich hier gefunden – fern der Gedanke, schon bald in unterschiedliche Autos klettern zu müssen.

Es ist der letzte Tag im diesjährigen NaturFreunde-Outdoorcamp. Alles packt: Boote werden auf Autodächer gestemmt, Neoprenanzüge von der Leine geholt, alles nochmal gezählt; die Riverbugs sind schon gestern im Anhänger verschwunden. Wassersport ist großartig – und macht ganz schön viel Arbeit.

Nicht nur Ella und Luise sind dicke Freundinnen geworden. Auch älteres Gemüse herzt sich. Manch (heimlicher) Kuss wird ausgetauscht.

Die Sonne scheint – wieder. Die Stimmung – voller Wehmut. Wie konnte diese eben noch endlos, endlos schön scheinende Woche schon wieder so schnell vorbei gehen?

Haben wir uns etwa zuviel bewegt und die Stunden nicht bemerkt (außer in den Knochen natürlich ein bisschen)? Wahrscheinlich. Es gab ja auch wieder genug zu sporteln: Auf dem Wasser, am Fels, und wer noch nicht genug hatte, fuhr Rad, ging Schwimmen oder Joggen.

Wasser von oben und unten

Das NaturFreunde-Sommercamp 2016 – es war eines der Rekorde: Die 100-Teilnehmer-Marke geknackt (106!) – und auch die Menge Wasser von oben war rekordverdächtig: 19 Stunden schüttete es am Stück. Zelte wollen gesichert, Wohnwagen vor eingeschlepptem Schlamm geschützt werden. Die gute Laune blieb.

Das Sommercamp 2016 war aber auch eines der Anreiserekorde. Aus Rostock kommen Jana und Michael mit Peter und Hanna: Endlich da! „Hej, ist schon dunkel – sollen wir euch beim Aufbauen helfen?“ NaturFreunde sind hilfsbereit. Oder schlicht solidarisch.

Generationswechsel
Am nächsten Morgen – nix wie raus: Klettern ist angesagt, Klettersteiggehen, Paddeln, Riverbuggen, Canyoning …

22 Familien hatten sich Anfang August am Amlacher Hof bei Lienz versammelt – neugierig, erwartungsvoll. Viele neue Gesichter sind dabei – wer schon einmal mitgemacht hat, sucht nach Vertrautem: „Du schaust aus wie eine Hümmer!“

Richtig – 2016 heißt auch „Next Generation“: Moni Hümmer ist als Bergsport-Ausbilderin buchstäblich in elterliche Fußstapfen getreten; Max sortiert unerfahrene Kanuten am Ufer, weil sein Vater auf dem Wasser genug zu tun hat.

Jung folgt – mittelalt: Selbstverständlich? Nein! Es sei denn, man ist fast sieben und altersgemäß Optimist: „Wenn der Papa ganz alt ist oder keine Lust mehr hat oder gestorben ist, dann mache ich das Sommercamp!“

Entdecke deine Muskeln
Tatsächlich ist das hier keine leichte Aufgabe für die Handvoll Ausbilderinnen und Ausbilder: Nicht nur die Menge Menschen will logistisch mit dem zur Verfügung stehenden Material in Einklang gebracht werden – der Regen hat Drau und Isel gewaltig anschwellen lassen. Wildwasser Stufe – ja, das ändert sich gerade: Krisenrat im Vorzelt, Apps werden zu Rate gezogen. Erfahrung und Vernunft fällen schließlich die Entscheidung: Die Kajaks müssen am Ufer bleiben; Riverbugging – das geht.

Am Fels tummeln sich derweil rund dreißig Leute am Toprope (am Kreithof beziehungsweise Rabantkofel) oder am Klettersteig (für die Statistik: Wir waren am Pirkner/Pirkach, in der Gallitzenklamm und sind von der Dolomiten- zur Karlsbader Hütte gekletterwandert).

Und wo wir uns – die einen sportlich-elegant, die anderen auf allen Vieren – von A nach B fortbewegen, machen Ausbilder die gleiche Strecke vier-, fünfmal, bis alle sicher am Ziel sind: Nach dieser „Freizeit“ ist manch ein Teamer sichtlich urlaubsreif.

Berg frei in Rostock
Warum sie das tun? Ehrenamtlich, täglich bis zu 13 Stunden im Einsatz, damit wir Teilnehmerinnen eine unvergessliche Woche erleben? Das müsste man Markus und Harry, Norbert, Moni und ‚Ayshe‘, Manu und ihre Unterstützer Sammy und Kalli und Dagmar und Simone wohl selbst fragen.

Leidenschaft gehört dazu, gepaart mit Geduld, mit Ausdauer und Zuversicht und immer dem Wissen: Da geht noch was. Da kann noch einer mit – dafür sind wir da.

Und dafür: „Also, ich war noch nie so hoch, weil, in Rostock gibt es ja keine Berge – und es war super!“, erklärt Hanna am Ende. Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen.

Nur dies: Luise und Ella kehren zurück von ihrer Expedition ins Reich der Schokoriegel. Sie teilen die Beute vorm Zelt. Es bleibt noch stehen für eine Nacht, denn ihre Eltern verlängern das Sommercamp ein bisschen.

Der Himmel über Amlach ist wieder sternenklar – es kann eben auch ganz romantisch sein am Talboden in Lienz.

Imke Marggraf; NaturFreunde Deutschlands

Weitere Bilder

Sommercamp 2016

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