100.000 Mitglieder

Weshalb wir mehr werden wollen

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Ein Sprichwort sagt „weniger ist mehr“. Aber das stimmt nicht. Mehr ist mehr. Mehr NaturFreund*innen ermöglichen mehr Aktivitäten in der Natur,  mehr Projekte für Klima- und Umweltschutz, mehr internationale Begegnungen, besser in Schuss gehaltene Naturfreundehäuser. Jedes neue Mitglied bringt zusätzliche Ressourcen, ganz gleich ob es „nur“ Mitgliedsbeiträge bezahlt oder sich auch engagiert. Jedes neue Mitglied kennt Menschen, die die NaturFreunde noch nicht kennen. Fühlt es sich wohl bei uns und erzählt dies weiter, können wir wieder mehr werden.

Deshalb hat der NaturFreunde-Bundeskongress Anfang Oktober eine Mitgliederoffensive beschlossen. Das Projekt ist ehrgeizig: 100.000 NaturFreundinnen und NaturFreunde wollen wir in ein paar Jahren sein. Die NaturFreunde Deutschlands waren in ihrer langen Geschichte schon zahlreicher; heute zählen wir rund 66.000 Mitglieder. Wie viele Organisationen mit Wurzeln in der Arbeiter*innenbewegung sind wir eine Zeitlang für verzichtbar gehalten worden. Aber das waren wir nie.

Heute wird klar, dass die sozialen Gerechtigkeitsfragen nicht nur nicht gelöst sind. Sie werden durch die Klima- und Artenkrise vielmehr neu gestellt. Es zeigt sich: Die NaturFreunde werden gerade jetzt gebraucht. Wir wissen aus unserer Tradition, dass es vor allem auf Solidarität ankommt, wenn Krisen bewältigt werden müssen. Deshalb gehören für uns der Schutz unserer Umwelt, und der Einsatz für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit zusammen. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb es zuletzt eine Trendwende in der Mitgliederentwicklung gab.

Wenn wir nach Corona wieder durchstarten, aktiver und sichtbarer werden, sollte jede*r NaturFreund*in ein Aufnahmeformular dabei haben, ob nun für die Ortsgruppe, den Bezirk, den Landesverband oder die Bundesgruppe. Und das dann auch sofort aus der Tasche ziehen, wenn ein Noch-Nicht-Mitglied Interesse zeigt.

Maritta Strasser, Bundesgeschäftsführerin

Viele Wege zum Mitglieder-Plus

Klosterlechfeld +20
Wasser-Spaß für alle

Bei den NaturFreunden in Klosterlechfeld bei Augsburg steigen die Mitgliederzahlen seit Jahren. „Überwiegend kommen Familien zu uns“, berichtet Vorstand Dieter Konietzka, „pro Jahr sind das etwa 20 Zugänge“. Ausschlaggebend ist besonders die Fachgruppe Wassersport um Michl Erhard, der mit seinen hervorragend ausgebildeten Trainer*innen für jeden Wasser-Spaß zu haben ist – im Kajak, Kanadier, River-Bug, Rafting-Boot oder beim Stand-Up-Paddling. Ein Naturfreundehaus (N 75) direkt am Lech zu haben, ist da natürlich hilfreich.

Hamm-Werries +49
Mehr Öffentlichkeitsarbeit

„Eigentlich haben wir gar nichts Besonderes gemacht“, sagt Udo Gonsirowski, „außer vielleicht mehr Öffentlichkeitsarbeit.“ Das war dann wohl nicht die schlechteste Idee, denn Udos nordrhein-westfälische Ortsgruppe Hamm-Werries ist in den letzten drei Jahren um 49 Mitglieder auf jetzt 170 gewachsen. Klar, da gab es auch viel zu erzählen: zum Beispiel den Bau der neuen Hütte, Aktionen der NaturFreunde-Flusslandschaft Lippe, ein Insektenprojekt, die Planung eines Wander- und Radweges. Zudem die kleinen Effekte: „Wir haben gute Kontakte zu SPD und Nabu. Daraus ergeben sich Doppelmitgliedschaften“, erzählt Gonsirowski. „Es lohnt sich auch, die Mitgliederkartei zu durchforsten und manche um eine Familienmitgliedschaft zu bitten. Überhaupt geht es um persönliche Werbung: Ich habe fast meine ganze Laufgruppe aufgenommen.“ Udos nächstes Ziel ist die Mitgliederzahl 200 – möglichst schon im kommenden Jahr. „Wir machen jetzt eine Flugblattaktion, mit der wir uns vorstellen und Mitglieder werben.“

Wasserburg +81
Die neue Vereinshütte

Die NaturFreunde im oberbayerischen Wasserburg haben ihren Mitgliederstand in den letzten vier Jahren um gut 50 Prozent erhöht. „Es kommen hauptsächlich junge Familien mit Kindern“, freut sich der Vorsitzende Rudi Meingaßner. Das liegt in erster Linie an der neuen Vereinshütte. Die steht in einem Naturschutzgebiet auf einem weitläufigen Grundstück, wo auch Zeltlager und größere Treffen veranstaltet werden können. „Durch dieses Gelände haben wir großen Zulauf – auch in der Pandemie-Zeit, wo andere Sportvereine Mitglieder verlieren“, betont Meingaßner. Die Ortsgruppe wirbt in Gemeindeblättern, dass auch Kindergruppen, Pfadfinder oder Schulen auf dem Gelände Veranstaltungen und Zeltlager durchführen können. Zudem besitzt die Ortsgruppe noch eine Almhütte in der Nähe von Kitzbühel. „In unserer Ortsgruppe sind die beiden Hütten tatsächlich die Anziehungspunkte für Mitglieder“, sagt der Vorsitzende. „Erst in zweiter Linie kommen dann unsere Wander- und all die anderen Angebote.“

Münster & Dortmund +41
Demokratisch integrieren

In NRW ist Gründerzeit. Neben Tecklenburg bilden sich auch in Münster und Bochum neue Ortsgruppen. „Eine linksökologische Kraft, die sich dem demokratischen Sozialismus verpflichtet fühlt, gab es hier noch nicht“, sagt Rüdiger Sagel – und gründet die NaturFreunde Münster. In Dortmund Nord wollen junge Familien „Natururlaube gestalten, die Kleinen und Großen Spaß machen und sozial integrierend sind“, erklärt die Vorsitzende Zülfiye Acar das Konzept. Talin Kalatas

Obersendling-Hochkopf +88
Der Familiengarten

Diese Münchner Ortsgruppe konnte in den letzten fünf Jahren fast 90 neue Mitglieder begrüßen und ist jetzt knapp 200 NaturFreund*innen stark. „Das sind viele junge Familien“, sagt Vorstand Gerhard Siegl, „das Gelände an unserem Bootshaus (N 72) mit dem wunderbaren Spielplatz, den Kaninchen und sogar einem Bienenprojekt zieht sie magisch an“. Familien würden aber auch gezielt angesprochen, zudem gebe es ein eigenes Familienprogramm, so Siegl.

Bielefeld +330
Aktive Mitglieder fördern

Mit 920 Mitgliedern sind die NaturFreunde Bielefeld größer als so mancher Landesverband. In den letzten zehn Jahren gab es einen Zuwachs von über 50 Prozent. „Wir hatten erst Jüngere in den Vorstand geholt und unser Programm verändert“, erzählt der Vorsitzende Gerd Weichynik. Einen richtigen Schub gab dann der geförderte Umbau unseres Naturfreundehauses. Oben gibt es jetzt eine Boulderhalle, in der auch Kurse und Treffen veranstaltet werden und durch die viele neue Mitglieder kommen. Und unten hat die Naturfreundejugend ihr Büro. „Dieses Projekt hat uns sehr mit der Jugend verbunden“, sagt Weichynik. Parallel wurde noch eine Downhill-Mountainbike-Strecke gebaut, was ebenfalls viele junge Menschen anzog. Und das traditionelle Programm ausgebaut. „Letztlich ist es doch so: Nur aktive Mitglieder bringen neue Leute mit, da kann man noch so viel Öffentlichkeitsarbeit machen“, sagt Weichynik. „Die Aktiven muss man fördern.“

Braunschweig +190
Die Segelschule

Wer in Braunschweig Segeln lernen will, geht zu den NaturFreunden. Deren Segelschule ist stark im Jugendsegeln und organisiert Freizeiten. Dazu ist die Ortsgruppe Veranstalterin der Braunschweiger Jugendweihe, organisieren große Open-Air-Feste und viele sportliche Angebote. „So sind wir in den letzten zehn Jahren auf jetzt 480 Mitglieder gewachsen“, berichtet PR-Referentin Barbara Drücke-Höbel.

Gottmadingen +41
Ausgebildete Gruppenleiter*innen

Um gut 40 Mitglieder ist die badische Ortsgruppe Gottmadingen in den letzten drei Jahren gewachsen. Die kamen „vor allem durch die Familiengruppe, die Frauengruppe und Angebote in Trendsportarten wie zum Beispiel dem Jugendklettern“, so die beiden Vorsitzenden Daniela Preimesser und Christian Klopfer. „Wir setzen jetzt stärker auf ausgebildete Fachgruppenleiter*innen und investieren in deren Ausbildung. Das lohnt sich, neue Mitglieder kommen jetzt ohne Werbung.“ Barbara Stocker

Töging +122
Orientierung auf Natursport

„Jedes Jahr kommen etwa zehn Mitglieder dazu“, sagt der Töginger NaturFreund Gerd Koch. Die oberbayerische Ortsgruppe hat rund 350 Mitglieder, vor zehn Jahren waren es noch 220. „Ausschlaggebend ist der Natursport. Wir verbinden den Spaß am Sport mit der Verantwortung die Natur zu erhalten.“ Die Töginger NaturFreunde organisieren Schnee-, Berg- und Radsport, Laufen und Fitness. Koch: „Uns ist es wichtig, dass unsere Trainer*innen gut ausgebildet sind. Unsere Mitglieder vertrauen darauf.“

Pfinztal-Söllingen +57
Das Gespräch suchen

Die Ortsgruppe Pfinztal-Söllingen hat sich in fünf Jahren um mehr als 50 Mitglieder auf jetzt über 200 NaturFreund*innen vergrößert. Ein Erfolgsrezept sei die direkte Kommunikation mit den Menschen im und am vereinseigenen Naturfreundehaus Pfinztalblick (L 74), sagt der Co-Vorsitzende Thomas Sprauer. „Wir suchen das Gespräch mit Mitgliedern und Gästen, ob sie sich wohlfühlen, ob sie bei uns irgendetwas machen wollen und ob wir sie dabei unterstützen können.“ Nico Schmidt

Thüringen +23
23 an einem Tag

„Die Person neben dir ist übrigens seit einer halben Stunde Mitglied. Als Landesvorsitzende kannst du sie gern willkommen heißen!“ Mit dieser SMS begann eine Wette, die den NaturFreunden Thüringen viele neue Mitglieder bescherte. Unsere Landesvorsitzende Anja Zachow  und ich waren auf der gleichen Konferenz. Weil die nicht wirklich tagesfüllend war,  begann ich anderen Teilnehmenden zu erzählen, wie großartig die NaturFreunde sind. Denn meine Erfahrung ist: Eigentlich finden die allermeisten Leute gut, was wir machen, sie werden nur selten zum Beitritt aufgefordert. Genau dafür habe ich immer Anträge und einen Kuli in der Tasche. Anja antwortete mir: „Super. Wenn du zehn neue NaturFreund*innen wirbst, bekommst du eine Flasche Eierlikör.“ Meine Antwort: „Deal. Ich bin schon bei Sieben.“ Die Überschrift verrät es: Ich habe die Wette schließlich doppelt gewonnen. Und Anja und ich haben Eierlikör getrunken. Denn wenn unser Verband wächst, darf das auch gefeiert werden.

Bad Staffelstein +316
Familienfreundliches Programm

Vor gut zehn Jahren erst haben sich die NaturFreunde im oberfränkischen Bad Staffelstein neu gegründet. 76 Mitglieder zählten sie damals, heute sind es knapp 400 – mit einem Altersdurchschnitt von 35 Jahren. „Die Neumitglieder kommen von ganz allein“, offenbart der Vorsitzende Fritz Nüßlein. Gut, die Ortsgruppe hat eine kleine Hütte an einem bekannten Kletterfelsen und einen kleinen Skihang mit Lift. Da werden Kurse für Mitglieder angeboten. Aber kann das allein ein solches Wachstum erklären? „Unsere Ortsgruppe bietet im gesamten Jahresverlauf ein abwechslungsreiches und familienfreundliches Programm für naturverbundene Menschen“, erklärt Nüsslein. „Wir setzen auf Natursport-Angebote und gut ausgebildete Trainer*innen. Unsere Ortsgruppe übernimmt dabei einen Großteil der Ausbildungskosten. Und das kommt an. Auch unsere Jugend ist mit Begeisterung dabei, die Anregungen unserer jungen Mitglieder haben denselben Stellenwert wie die unserer Senioren.“

Schriesheim +93
Was bei Mitgliedern ankommt

„In den letzten zehn Jahren haben wir uns fast verdoppelt“, sagt Sascha Gernold. Seine badische Ortsgruppe gründete zuerst eine Familiengruppe und organisierte Bootsfreizeiten – die Faltboote wurden über die NATURFREUNDiN gekauft. Neue Projekte kamen hinzu, das Klettern, die Fotogruppe, ein Garten, zuletzt die Sanierung des Naturfreundehauses (L 3). „Das kann überall funktionieren“, ist sich Sascha sicher, „man darf nur nicht aus den Augen verlieren, was bei den Mitgliedern ankommt."

Karlsruhe +100
Die Tausend knacken

„2019 sind wir Tausend!“ Mit dieser Ansage begann die Ortsgruppe Karlsruhe im Jahr 2018 eine große Werbekampagne. Alle Mitglieder waren aufgefordert, ein Jahr lang aktiv auf Freunde und Bekannte zuzugehen, Gäste anzusprechen oder Funktionär*innen befreundeter Vereine zu werben.
Auch wenn die Zielmarke mit letztlich 980 Mitgliedern knapp verpasst wurde, konnten allein durch diese Kampagne mehr als 100 neue NaturFreund*innen begrüßt werden. Nachmachen! Nico Schmidt

Muay Thai (Berlin) +52
Linker Kampfsport mit PR-AG

Die Berliner Ortsgruppe Muay Thai betreibt in erster Linie den gleichnamigen Kampfsport. Seit der Gründung vor vier Jahren ist die Gruppe von 7 auf nun 59 Mitglieder gewachsen. „Wir bekommen immer wieder Rückmeldung von neuen Mitgliedern, dass die Atmosphäre bei uns sehr gut ist, die politischen Grundwerte stimmen und man sich einbringen kann“, sagen Elena und Gregor aus der Ortsgruppe. Zum Beispiel in den AGs Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit oder Vernetzung, die sich um Außenwirkung kümmern.

Bodensee +70
Mitgliedervorteile anbieten

Wer im Naturfreundehaus Bodensee (L 51) übernachtet, kann fast gar nicht anders als Mitglied zu werden. Der Beitritt rechnet sich schon bei wenigen Tagen Aufenthalt. „Unsere Ortsgruppe dient als schnelle Aufnahmemöglichkeit, um Mitgliedervorteile vor Ort nutzen zu können“, erklärt der Vorsitzende Hans Peter Selz. „In diesem Jahr haben wir rund 70 Personen gewonnen, wir sind jetzt über 600 Mitglieder.“

Gersthofen +306
Einen Freizeitpark bauen

Die NaturFreunde im bayerisch-schwäbischen Gersthofen sind in vier Jahren von 534 auf jetzt 840 Mitglieder gewachsen. Das hat viel mit einem 2,5 Hektar großen Freizeitpark zu tun, den die Ortsgruppe auf einem alten Gärtnereigelände errichtete. Dort kann man Mountainbike fahren und Beachvolleyball spielen, Biotope pflegen und Urban Gardening betreiben. „Wir versuchen mit der Zeit zu gehen“, sagt der Gersthofener NaturFreund Axel Schimanski, „haben ein vielfältiges Sportangebot, binden neue Mitglieder ein und übertragen früh Verantwortung“. Kann solch ein Freizeitpark auch in anderen Ortsgruppen funktionieren? Schimanski: „Wir bekommen zumindest viel Besuch von anderen Vereinen, die Ähnliches vorhaben.“

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