„Mei, ist da was los!“, staunt manch ein Wanderer, der das erste Mal die Lettenbrunnenhütte im 60 Quadratkilometer großen Hagenschießwald von Pforzheim am Nordrand des Schwarzwalds erblickt.
Das Gelände des gemütlichen Hofs mitten im Wald ist voller Leben. Froh gelaunt sitzen Gäste auf den Bänken, unter Sonnenschirmen, essen und trinken. Kinder spielen auf der Wiese und beobachten die Libellen am Feuchtgebiet. Die Hütte, die neben der Bewirtschaftung auch preiswerte Übernachtungen anbietet, wird von den NaturFreunden Pforzheim betrieben – ausschließlich ehrenamtlich. Damit das funktioniert, hat sich die Gruppe ein besonderes Modell zur Honorierung der Freiwilligen überlegt.
Eine Hütte bringt viel Arbeit mit sich
Natürlich fällt in einem Haus wie der Lettenbrunnenhütte eine Menge Arbeit an. Gerade erst wurde die Werkstatt deutlich erweitert, Bänke und Stühle mussten neu gepolstert werden und neue Gardinen waren fällig. Allen voran möchten aber die vielen Gäste versorgt werden, die aus der Großstadt Pforzheim und den umliegenden Landkreisen per Auto, Motorrad, Fahrrad, zu Fuß oder sogar hoch zu Ross den Weg zur Hütte finden.
An sonnigen Wochenenden oder Feiertagen sind meist vier bis sechs Bedienungen notwendig, um alle Hüttengäste zu verpflegen, beim Sommerfest sind es sogar zehn Personen und mehr. Über das Jahr gesehen sind das viele Schichten, die ausschließlich von Ehrenamtlichen besetzt werden.
Honorierung der Ehrenamtlichen
Seit einigen Jahren haben die Pforzheimer aber kaum noch Probleme, Freiwillige für die Hüttendienste zu finden. Nach intensiven Diskussionen im Ausschuss der Ortsgruppe, Abstimmungen mit dem Finanzamt und der Auseinandersetzung mit arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen wie dem Mindestlohngesetz haben sie ein besonderes Modell der Ehrenamts-Honorierung erarbeitet: Bei ihren Diensten auf der Lettenbrunnenhütte haben alle Ehrenamtlichen Kost und Logis frei. Zusätzlich bekommen sie einen 3–4 prozentigen Anteil von dem Umsatz des jeweiligen Wochenendes. Und jeder Freiwillige darf einmal im Jahr die Hütte für eine private Feier nutzen.
Freiwillige zu finden ist jetzt kein Problem mehr
Seit der Einführung dieses Modells werden meist Anfang des Jahres bereits für 90 Prozent der Wochenenden die Schichten fest vergeben. Insgesamt beteiligen sich etwa 80 bis 100 Mitglieder an den Diensten – und einige Nichtmitglieder, unter anderem aus den Reihen der Feuerwehr, der Forstwirtschaft und der Polizei. Allen macht der Hüttendienst Spaß. Die Honorierung ihrer Arbeit empfinden sie als Wertschätzung ihres Einsatzes und sehen den Dienst als willkommene Abwechslung zu ihrem Alltag. Die im Grünen verbrachte Zeit ist für die meisten letztlich aber doch der schönste Lohn.
Jens Kück, 1. Vorstand Naturfreunde Pforzheim / Jana Pittelkow