Umweltschutz in rechten Zeitungen, Parteiorganen und Blogs

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Glaubt man den Medien der extrem Rechten, spielt der Schutz von Umwelt, Tieren und Ressourcen in ihrer Politik eine wichtige Rolle. Zum Beispiel, wenn es um Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat geht. Die NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme (Auflage: 25.000) macht sich bezüglich des Einsatzes Sorgen um die „Volksgesundheit“ (26. Februar 2016).

Immer wieder finden lassen sich auch Bekenntnisse zum Ökolandbau und die Ablehnung der Agrarindustrie. Geradezu philanthropisch schreibt die Wochenzeitschrift Junge Freiheit (Auflage: 29.444 Exemplare) zum Ökolandbau: „Eine solche Landwirtschaft wird sich nur durchsetzen, wenn sie einen guten Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung leisten kann – und sie kann es“ (8. August 2014).

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Ganz ähnlich und weit mehr um Intellektualität bemüht klingt das in der Sezession (Auflage: 3.000), der Zeitschrift des neurechten Instituts für Staatspolitik. Eine gesamte Ausgabe ist dem „Heimatboden“ gewidmet. Dort geht es um die Aufarbeitung der Naturschutzgeschichte, die Definition von Ökologie als per se rechts und, wie für die Sezession üblich, um Strategiefragen. Dabei werden dann auch Sätze wie dieser geschrieben: „Blut und Boden – so anrüchig das auch klingen mag – bleiben wichtige Phänomene für jene, die heute nach nicht-ökonomischen Werten suchen“ (Heft 56/2013).

Das wohl einflussreichste rechte Magazin ist Compact (Auflage: 40.000). Anlässlich der Klimakonferenz COP23 Ende 2017 in Bonn veröffentlichte es eine Sonderausgabe „Klimawandel – Fakten gegen die Hysterie“, um gegen die „Klimalüge“ zu agitieren. In dieser wird Donald Trump unter den „Top 5 der Klimarealisten“ aufgeführt. „Der Zusammenhang zwischen Zivilisation und Klima (Wetter) ist rein politisch und entbehrt jedes wissenschaftlichen Nachweises“, heißt es dort, und: „Eine ‚große Transformation‘ des Wirtschaftslebens und der menschlichen Kultur ist nichts anderes als eine politische Revolution und der Weg in eine neue Diktatur“ (Spezial 15/2017). Die beschlossene Dekarbonisierung sei ein „ökonomischer Suizidversuch“.

Ähnlich klingt es beim NPD-nahen Magazin Umwelt & Aktiv (Auflage unbekannt). Die „Zeitschrift für gesamtheitliches Denken“ ist in die Kategorien Naturschutz, Tierschutz und Heimatschutz unterteilt. Dort steht: „Der Klimaschutz ist von Beginn an Unfug! [...] Das Klima ist kein Naturvorgang wie das Wetter und hat damit kein Eigenleben. Beschlüsse über ‚Klimafolgen‘ zu treffen, sind hohle Phrasen, die dem Dreschen von leerem Stroh gleichen“ (1/2017).

Das islamfeindliche Blog Politically Incorrect (PI) fordert einen „Freispruch für CO2“ (19. November 2017) und sieht eine „ganze Industrie“ bei der Verurteilung von CO2 am Werke.

Umwelt & Aktiv beschäftigt sich regelmäßig mit dem Tierschutz. Artikel mit Überschriften wie „Keine Steuergelder für Tierversuche“ (13. Februar 2018) oder „Betäubungsloses Schächten – Barbarei im 21. Jahrhundert“ (1/2007) weisen auf die Bandbreite von klassischem Tierschutz zu antisemitischen und antimuslimischen Aussagen hin. Das Schächtverbot spielt ohnehin, wie auch bei rechten Parteien, eine übergeordnete Rolle. Die Hetze wird dabei nicht versteckt, wie ein Artikel Ende 2017 zum Thema zeigt: „Sex mit Tieren hat im Islam Tradition. Diese erlaubte Perversion geht ebenfalls auf Mohammad zurück, der sich an Eseln vergangen haben soll“ (4/2017).

Die Junge Freiheit (Auflage: 36.000) berichtet auch über Tierschutzauflagen in Verbindung mit der Sondererlaubnis für betäubungsloses Schächten: „[...] hat sich das Bundesverwaltungsgericht deutlich dahingehend positioniert, den Tierschutz den besonders strengen Gesetzesauslegungen im Islam und dem Judentum unterzuordnen. Damit ist die von fachlicher Seite attestierte Tierquälerei juristisch manifestiert, was einem Skandal gleichkommt“ (30.10.2009).

Dieser Überblick ist nur eine Auswahl. Es gibt weitere rechte Zeitschriften, Magazine und Blogs, die ökologische Themen auf ähnliche Weise behandeln. In der Sache oftmals richtig, aber in der Intention gefährlich, weil sie demokratiefeindliche Inhalte in einem populären Gewand verpacken.

Yannick Passeick

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