Vortragsreihe der Stuttgarter NaturFreunde: Die Geschichte linker und sozialer Bewegungen

© 

Parteipolitisch unabhängig, aber mit Verknüpfungen zu den linken sozialen und demokratischen Bewegungen der letzten 120 Jahre, sind die NaturFreunde ein politischer Frei­zeitverband. Doch nicht immer zog mit den NaturFreunden „die neue Zeit“, wie es in einem ihrer Lieder heißt – es gab auch Rückschläge und Irrungen.

Eine neue Vortragsreihe der NaturFreunde-Ortsgruppen Stuttgart-Botnang und Stuttgart-Heslach in Kooperation mit dem Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS), Die AnStifter und dem Hannah-Arendt-Institut Stuttgart  will die Geschichte linker und sozialer Bewegungen ab September 2018 unter dem Titel „Vom Scheitern unserer Hoffnungen und vom Mut eines neuen Anfangs. 1918 – 1933 – 1968 – 1989 – 2018“ aufarbeiten.

In sechs Veranstaltungen werden auch aktuelle Ent­täuschungen und Ohnmachtsgefühle aufgegriffen sowie die Frage, ob Geschichte zum Weitermachen ermutigen kann, zu beantworten versucht. In den Vorträgen werden regionale sozialistische Bewegungen in Württemberg und Stuttgart mit Vertreter_innen wie Clara Zetkin, Gerda Taro, Lilo Hermann, Lotte Raiß, Betty Rosenfeld und NaturFreunden wie Fritz Rück, Fritz Lamm, August Thalheimer, Georg Elser, Eugen Eberle, Theodor Bergmann, Willi Hoss und Peter Grohmann aufgegriffen.

Von der Novemberrevolution 1918/19 zu "Stuttgart21"

Die Auftaktveranstaltung am 26. September 2018 widmet sich dem 100-jährigen Jubiläum der Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland, die zahlreiche und bis in die heutige Zeit hineinwirkende Entwicklungen in Gang gesetzt hat: die Einführung des Frauenwahlrechts, die Einführung von Betriebsräten, die Waldheimbewegung, neue Tendenzen an der Kunstakademie und insgesamt in der Kultur.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch der besondere Bezug der NaturFreunde zur Novemberrevolution durch den späteren Bundesvorsitzenden Fritz Rück und seine Rolle im Stuttgarter Arbeiter- und Soldatenrat. Aber auch die Bedrohungen der jungen Republik durch völkische und antisemitische Tendenzen und das Versagen der politischen Linken lässt aus der Geschichte für die Gestaltung der Zukunft lernen. Die Veranstaltung wird auf eine der zentralen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit eingehen: den Kampf um zwei verschiedene Demokratie-Modelle – die direkte und die repräsentative Demokratie.

Die Veranstaltung am 24. Oktober 2018 geht der Frage der Machtübertragung an die NSDAP im Jahr 1933 und der Rolle des Populismus für den Aufstieg des deutschen Faschismus nach. Thematisiert wird auch, welche Teile der Bevölkerung sich dadurch „angesprochen“ fühlten.

Um „Parteitreue, Links- und Rechtsabweichler“ wird es bei der Veranstaltung am 21. November 2018 gehen. Dabei werden Rosa Luxemburgs Revolutionstheorie, der Spartakusbund und die Faschismustheorien innerhalb der deutschen Arbeiter_innenbewegung thematisiert und die Frage aufgeworfen, ob und wenn ja, was aus dieser Geschichte gelernt werden kann.

Anlässlich des 50. Jahrestages der 1968er Bewegung werden am 12. Dezember 2018 Zeitzeug_innen aus Stuttgart mit ihren Kurzgeschichten zu Wort kommen.

Am 23. Januar und 27. Februar 2019 schließen Vorträge zum Zusammenbruch der DDR und zum Mythos der ersten erfolgreichen Revolution in Deutschland beziehungsweise zum Kampf gegen „Stuttgart 21“ im Kontext einer jüngsten weltweiten Welle politisch-sozialen Aufbegehrens die Veranstaltungsreihe ab.

Die Referent_innen

Referent_innen sind die Soziologin Dr. Annette Ohme-Reinicke – Lehrbeauftragte der Universität Stuttgart und Mitgründerin des Hannah-Arendt-Instituts für politische Gegenwartsfragen Stuttgart (HAIS) sowie Vorsitzende von Die AnStifter, und der langjährige NaturFreund Axel Kuhn, der über viele Jahre als außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart gelehrt hat und stellvertretender Vorsitzender der Christian-Wagner-Gesellschaft ist.

Waldemar Grytz
NaturFreunde Württemberg