Bericht über Ausbildung zum Trainer C – Skitouren im Frühjahr 2015
Skitourengehen und Variantenfahren sind ein Megatrend im Schneesport. Doch weil immer mehr Schneesportler den Pistenzirkus satthaben und stattdessen ihre Schwünge im unverspurten Schnee ziehen wollen, steigt natürlich auch der Druck auf die vermeintlich naturbelassenen und touristisch ungenutzten Areale der alpinen Berggebiete. Im Gegensatz zur Infrastruktur der Skigebiete, die sich kaum oder nur langwierig rückbauen lässt, können Skitouren-Gebiete, in denen die Naturbelastung zu groß wird, jedoch viel einfacher reglementiert oder bei Bedarf sogar gesperrt werden.
Doch nicht nur der alpine Naturraum ist durch die zunehmende Anzahl an Sportlern gefährdet – abseits gesicherter Pisten steigt auch das Risiko für den Sportler selbst. Um die teilweise lebensbedrohlichen Risiken realistisch einschätzen und Gruppen sicher durch das alpine Wintergebiet führen zu können, bietet die Bundesfachgruppe Bergsport der NaturFreunde Deutschlands regelmäßig hochwertige Aus- und Fortbildungen für das Ski- und Snowboardfahren abseits von Pisten an.
Teilnehmer mit Ski und Snowboard
Am zweiteiligen Ausbildungsgang zum Trainer C – Skitouren im Winter 2015 nahmen sechs NaturFreunde aus dem gesamten Bundesgebiet und einer aus Österreich teil. Einer der Teilnehmer absolvierte die Touren mit einem Splitboard – einem Snowboard, das zum Aufstieg geteilt wird (Skimodus) und auf dem Gipfel für die Abfahrt wieder zusammengebaut wird (Snowboard). Die Teilnehmer brachten notwendige Erfahrungen als Variantenführer oder als Skiübungsleiter mit oder hatten einen entsprechenden Vorbereitungslehrgang absolviert.
Die erste Woche Ende Januar 2015 in Grainau unter der Leitung von Günther Leicht (Easy) glänzte anfangs mit Sonne und dann mit ergiebigen Schneefällen. Auf dem Programm standen zunächst Wiederholungen und Vertiefungen zur Lawinenkunde sowie praktische Übungen zur Verschütteten-Suche mit dem Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS). An folgenden Tage planten die Aspiranten Skitouren auf den Simetsberg (1.840 m), auf das Galtjoch (2.020 m) und auf den Ochsenälpeleskopf (1.905 m). Schließlich wurden am letzten Tag der ersten Woche, nach ein paar frühen Tiefschneeabfahrten im Alpspitz-Skigebiet von Garmisch, unter der Leitung von Sepp Hümmer noch Rettungsmaßnahmen nach einem Lawinenunfall geübt. Trotz des ausgefüllten Programms nutzten einige Teilnehmer die Abende noch zum Nachtskilaufen, Bouldern oder zum nächtlichen Skitouren-Sprint auf die Skihütte im Hausberg-Gebiet.
Touren bei Lawinengefahrstufe 4
So tat eine Woche Pause ganz gut, bevor es dann für die zweite Woche unter der Leitung von Sepp Hümmer zum idyllisch gelegenen Praxmar (A) auf 1.700 m in die Stubaier Alpen ging. Am Wochenende gab es Neuschnee und bei unserer ersten Tour auf die Lampsenspitze (2.875 m) schneite es immer noch etwas. Die Lawinengefahrstufe war hier noch teilweise hoch (Stufe 4), trotzdem konnte die Tour, die anfangs durch wunderschönen Arvenwald ansteigt und als „Lawinenkunde-Lehrpfad“ angelegt ist, erfolgreich durchgeführt werden.
Die nächsten vier Tage herrschte dann stabiles Hochdruckwetter und die Gefahrenstufe sank, sodass wir von den Gipfeln der österreichischen Zentralalpen eine grandiose Fernsicht hatten. Unter der Aufsicht und fachkundigen Anleitung von Sepp führten wir Touren auf den Rietzener Grieskogel (2.884 m), die Schöntalspitze (3.008 m), die Kraspesspitze (2.954 m) und den Zischgeles (3.004 m). Alles traumhafte Touren mit mehr als 1.000 Höhenmeter Anstieg und entsprechend herrlichen Abfahrten. Neben den Übungen zur Planung, Taktik und Orientierung im Gelände (Spurwahl, Lawinensituation) und Gruppenführung standen neue Aufgaben zur Notfallrettung an (Biwakschleife, Notschlitten, Hiebler Wärmepackung, Streckverband).
Nach den Touren konnten im Alpengasthof Praxmar die müden Muskeln in der Sauna entspannt werden, bevor es zu den abendlichen Nachbesprechungen und Planungen der nächsten Touren ging. Schließlich wurde von allen Teilnehmern in einem Test deren Wissen zur Lawinenkunde und zur Durchführung von Skitouren überprüft.
Die beiden NaturFreunde-Ausbilder Easy und Sepp haben in den zwei Wochen eine Menge Wissen in Theorie und Praxis des Skitourengehens vermittelt. So waren es für alle Teilnehmer zwei lehrreiche und erfolgreiche Wochen, die dazu noch sehr viel Spaß bereitet haben. Und obwohl die Lawinengefahr immer ein hohes Risiko darstellt, so haben wir doch sehr eindringlich Methoden und Verfahren zur Einschätzung des Lawinenrisikos und des Risikomanagements im alpinen Gebiet gelernt.
NaturFreunde sollten diese Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung in unserem Verband auch in Zukunft nutzen, um natursensibel und sicher abseits der Pisten im alpinen Gebiet unterwegs zu sein. Auch Gäste sind bei NaturFreunde-Ausbildungen herzlich willkommen, erhalten dann aber keinen Mitglieder-Preis.